Wandelanleihen sind nichts Halbes und nichts Ganzes. Es sind Anleihen ohne nennenswerte laufende Verzinsung, dafür enthalten sie das Recht, in Aktien zu wandeln. In der Portfolioallokation stellt sich die Frage, ob ein gemischtes Portfolio aus Aktien und herkömmlichen verzinslichen Rentenanteilen nicht letztlich – vor allem wegen der laufenden Verzinsung – die bessere Alternative ist.
Aktuell ist aber die zu erwartende laufende Verzinsung bei herkömmlichen Unternehmensanleihen sehr niedrig und darin liegt nun der Anstoß für die Suche nach Alternativen: So sind einerseits die Spreads (Risikoaufschläge) bei Unternehmensanleihen niedrig und anderseits auch die Renditen für sichere deutsche oder US-Staatsanleihen sehr gering. Damit sind die Opportunitätskosten für zinslose Instrumente entsprechend niedrig. Gleichzeitig sind Aktienkurse zwar schon deutlich gestiegen und notieren in der Nähe ihrer Höchststände, dennoch liefern Aktien immer noch ein deutlich attraktiveres Rendite-/Risikoprofil als Anleihen. So liegt die Dividendenrendite im EuroStoxx600 kaum unter der Effektivverzinsung von hochverzinslichen Euro-Anleihen und die Gewinne der Unternehmen dürften im konjunkturellen Aufschwung eher wachsen. Einige Unternehmen kaufen auch eigene Aktien zurück und nehmen eine höhere Verschuldung bei den niedrigen Zinsen in Kauf, weil sie ihre Eigenkapitalrenditen verbessern wollen. Dies ist besser für Aktionäre als für die Kreditgeber. Nun suchen Investoren aus gutem Grund aber nicht uneingeschränkt das Aktienkursrisiko. Der Wunsch, in der Gläubigerstruktur vor dem Aktionär zu stehen, ist in Anbetracht bekannter Risiken nachvollziehbar.
Wandelanleihen mögen einen attraktiven Kompromiss darstellen. Dabei sind die geringen Renditen bei „klassischen“ Unternehmensanleihen nur ein Argument. Ein zweites Argument ist, dass die Volatilität an den Märkten in Anbetracht der bekannten Marktrisiken nicht übertrieben hoch erscheint. Letztlich hält ein Investor in Wandelanleihen eine implizite Kaufoption auf Aktien, deren Preis auch abhängig von der Volatilität an den Märkten ist. Je niedriger die Volatilität ist, desto niedriger ist auch die Prämie, die für Optionen zu zahlen ist. Aktuell ist die Optionalität in Wandelanleihen nicht übertrieben teuer. Dem Investor bietet die Anlageklasse also statt der recht niedrigen laufenden Verzinsung eine Kaufoption für Aktien, die derzeit eher günstig ist.
Das Fazit lautet also: Anleihen mit Option statt laufender Verzinsung sind aktuell eine gute Alternative im Portfolio. Je niedriger die laufende Verzinsung bei herkömmlichen Anleihen ist und je niedriger die Volatilität ist, desto mehr gewinnt die Anlageklasse an Attraktivität.